J. Monika Walther
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Was mache ich heute?

Juli 2012

Che farò senza Euridice, che farò senza il mio ben', dove andrò...

Waren Euridice und Orpheus eine Firma der Herzen wie heute die vielen Powerpaare, die sich unter Einbeziehung der Öffentlichkeit, der Boulevardpresse lieben. Arbeiten und trennen? Ihre Rosenkriege führen, die immer auch Kriege um Erfolg und Geld sind? Eines ist Orpheus und Euridice gelungen – sie sind je einzeln und gemeinsam ein Mythos, weltbekannt, Projektionsflächen für viele Geschichten, Zuweisungen und Utopien: Der Sänger und Liebhaber Orpheus, der arme Ehemann und Liebender, der Euridice verlor, der Mörder, der von Frauen Zerrissene, Gejagte, Ertränkte, dessen Kopf auf der Harfe durchs Mittelmeer treibt, der Tunichtsgut. Und Euridice: Die liebende Frau, die Brave, die Sehnsüchtige, die Tote, die Geliebte des Fürsten der Hölle. Aber es gibt auch Opern und Legenden, in denen die Beiden wiedervereint auferstehen, feiern und von vorne beginnen könnten, als eine neverending story, so wie heute bei all den Paaren wie Angelina Jolie und Brad Pitt, ein Weltsuperpaar. Liebe und Empathie trifft Effizienz (schreibt Ursula März), eine Realitity-Soap, wie niemand sie schreiben kann: Die Übereinstimmung des Funktionalen mit dem Emphatischen, die Vereinbarkeit von ökonomischer Funktionalität mit sozialer Fürsorge im Spatkapitalismus. Das Paar, als Kleinstunternehmen, soll die utopische Lösung finden und dem Kapitalismus zum Einzug der Emotionen in die Ökonomie verhelfen (U. März).

Natürlich gab es diese Geschichten und Versuche immer: Goethe und Vulpius, Goethe und Charlotte von Stein, Edward VIII und Wallis Simpson oder die Legenden um Grace Kelly. Wer passt zu wem und warum und warum bleiben die einen zusammen und die anderen schaffen kaum eine ganze Nacht, geschweige denn dass sie ein Kleinstunternehmen bilden und mit Emotionen dem Kapitalismus entgegentreten, oder genauer: versuchen ihn zu zweit menschlicher zu organisieren.

Was wünsche ich mir? Dass ich das Neinsagen nun wirklich endlich lerne, Grenzen setze und nicht andere meine Zeit verbrauchen lasse, nur damit ich wieder mal tüchtig war und alles gut erledigt habe.

Was tue ich? Langsam packen. Für Friedrichskoog. Ich freue mich und bin ein bisschen aufgeregt. Und freue mich auf Schauen und Schreiben: an einer Erzählung über ein englisches Frühstück 1953, und Arbeit an dem Projekt für das Jüdische Museum in Dorsten.

Und: Am Montag fahre ich los. Das heißt auch: Geburtstag an der Elbe.

Jay