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Was mache ich heute?
April 2025
Che farò senza Euridice, che farò senza il mio ben’, dove andrò...
singt Orpheus.
Ob Euridice und Orpheus beim Abendessen oder Frühstück darüber sprachen, wie es mit dem griechischen Staatswesen, mit der Gesellschaft weiter gehen sollte, wissen wir nicht. Und wenn wie? Und ob Götter und Nymphen dann noch eine Rolle spielten und wenn – welche?
Aber eines Tages war Griechenland in der Geschichtsschreibung berühmt als die Wiege der Demokratie, vom griechischen Reich war nicht die Rede, dazu war Griechenland zu klein. Das antike Griechenland wird als frühe europäische Hochkultur in der Geschichtsschreibung geführt, deren Errungenschaften und Erkenntnisse bis in die Neuzeit als vorbildlich gelten: Die attische Demokratie und Philosophie, die Naturwissenschaften, die Literatur: Epik, Poesie und Dramatik, die Architektur. Große, alles vernichtende Kriege um Griechenland sind nicht bekannt. Griechenland richtete sich im Römischen Reich, dann im christlich-griechisch geprägten Byzantinischen Reich ein und schließlich im muslimisch-türkisch dominierten Vielvölkerstaat des Osmanischen Reiches. Die Griechinnen wussten, wer sie waren. Im 19. Jahrhundert revoltierten sie in diesem und jenem Durcheinander und sie nutzten die Schwäche des osmanischen Reiches. In der Schlacht von Navarino verlor die osmanische Flotte. 1827 bildete sich eine erste griechische Regierung, die die Inselstadt Ägina zu ihrer Hauptstadt machte. 1829 zog die Regierung nach Nafplio auf dem Peloponnes um. Durch das Londoner Protokoll vom 3. Februar 1830, vom Osmanischen Reich am 24. April anerkannt, wurden Zentralgriechenland, der Peloponnes und die Kykladen zum selbstständigen Staat Griechenland erklärt. Unglück und Zerstörung brachte der Zweite Weltkrieg und die Besetzung durch die deutschen Faschisten. Erst 1974, nach dem Besiegen der Militärdiktatur, wurde Griechenland eine Republik und wieder eine Demokratie.
Griechenland ist ein Beispiel wie eine Kultur, ein Land durch die Jahrhunderte kommt, ohne sich zu verlieren oder selbst große Kriege anzuzetteln, um Land und Macht zu gewinnen. Der Blick auf die Menschengeschichte zeigt aber, dass die Menschen unentwegt irgendeinen Krieg führen, zum Glück gibt es die Zeiten, wo nur irgendwelche Kriege geführt werden, wo es eine Balance gibt, wo es nicht vor allem um Vernichtung von Kultur und Menschen geht. Nach dem Zweiten Weltkrieg mit seinem unfassbaren Morden und Vernichtungswillen, gab es die Idee, eine Balance zu schaffen, in der ein Frieden bewahrt werden konnte, aber wer dachte damals daran, dass das kapitalistische Wirtschaften auch an sein Ende kommen würde, das Wachstum, der Verbrauch aller Ressourcen, wer dachte daran, dass der Kampf der Systeme wieder fortgeführt würde nach einer Erholung und Remilitarisierung, dass weltweit der Faschismus einen weiteren Kreuzzug beginnen würde, alle extremen reaktionären Systeme und Ideologien um Macht kämpfen, selbst dort noch, wie im Sudan, wo dreizehn Millionen Menschen auf der Flucht sind und zwei Männer Land und Leute als Geiseln nehmen und sie dem Tod preisgeben. Wofür? Warum?
Wissen wir, wofür all diese Kriege geführt werden? Wie viele weibliche Banden terrorisieren Städte und Gebiete, wie viele Diktatorinnen und Autokratinnen, wie viele weibliche Generäle gibt es? Zählbar sind die Femizide, die unendlichen Ströme flüchtender Frauen und Kinder. Kann es sein, dass es in allen Systemen – von Myanmar, China, Sudan, Jemen, Kongo, Argentinien bis in die USA und in Moskau um die Herrschaft der Männer geht, um deren Kultur und Macht? Oder worum geht es bei diesem Irrsinn der Kriege, Kämpfe und Vernichtung der Erde.
Natürlich wird die Erdkugel uns Menschen überleben und in irgendwelchen Bunkern können dann Millionen Jahre später Ameisen dann sich anschauen, was die Menschen so getrieben haben. Bücher haben sie geschrieben und Sachen erfunden. Nur überlebt haben sie nicht. Die Glückssekunden, die Liebe, den Frieden nicht geschätzt, die Natur, die Ruhe, die Bescheidenheit, den Blick über die Ebenen und in die Berge. Die Zuneigung.
Was wünsche ich mir? Tapfere und kluge Freundinnen und Freunde, dass alle Klugen es aushalten gleichzeitig für den Frieden und die Demokratie einstehen und die Vernetzung, den Widerstand gegen den Faschismus organisieren. Die Kriege werden sich ausweiten, die Diktatoren werden keine Ruhe geben. Was tue ich: Schreiben. An einem Gedichtband mit dem Titel Himmelsleiter arbeiten. Eines der Gedichte ‚Unruhe‘ wurde schon zu einem Song, gelesen und ausgesucht von Frank Happel.
Und: Genießt trotz alledem den Frühling, das Blühen, die Sonne, die Zeit, das Glück, die Freundschaften. Jay
Jay